Baumeister am Fluss

Biber

Wie kaum ein anderes Tier ist der Biber in der Lage, seinen Lebensraum zu gestalten. Das hinterlässt Spuren, die auch uns Menschen auffallen. Biber selbst bekommen wir dagegen selten zu Gesicht. Das liegt unter anderem daran, dass die Tiere dämmerungs- und nachtaktiv sind.

An das Leben im und am Wasser sind die Tiere perfekt angepasst. Das Biberfell ist mit bis zu 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter enorm dicht. Das ist auch notwendig, denn Biber sind auch bei kalten Temperaturen im Winter aktiv. Zwischen den Zehen der Hinterbeine befinden sich Schwimmhäute, die gutes Vorankommen im Wasser ermöglichen. Der Biberschwanz – die Kelle – wird nicht nur zum Steuern und als Stütze genutzt, sondern auch zur Kommunikation. Droht Gefahr, wird mit dieser auf die Wasseroberfläche geklatscht, um Familienmitglieder zu warnen. Aufgrund des beschuppten Schwanzes und des Vorkommens im Wasser wurden Biber in der Vergangenheit zu Fischen erklärt – und damit von der Kirche als Fastenspeise zugelassen. Natürlich gehören Biber aber eigentlich zu den Säugetieren.

Biber besetzen feste Reviere, in denen mehrere Bauten als Unterschlupf angelegt werden. Die Biberfamilie besteht neben den beiden Elterntieren aus den Jungtieren des aktuellen und des Vorjahres. Nicht immer bauen Biber auffällige Dämme. Das ist dann notwendig, wenn der Wasserstand zu niedrig ist, um den Eingang zum Biberbau unterhalb der Wasseroberfläche anzulegen. Diese Bauweise dient Bibern als Schutz vor Feinden.

Nicht nur für Bauaktivitäten werden Bäume gefällt. Bäume, insbesondere die Rinde, gehören zur Leibspeise der sich vegetarisch ernährenden Biber. Während Holz und Rinde im Winter die Nahrungsgrundlage bilden, stehen zur Vegetationszeit auch allerlei Kräuter, Wurzeln und sogar Feldfrüchte auf dem Speiseplan. Um Bäume benagen und fällen zu können, bedarf es natürlich eines guten Werkzeuges. Die Schneidezähne der Biber sind nicht nur groß, sondern auch auffällig orange gefärbt. Kein Hinweis auf schlechte Zahnhygiene, sondern eine raffinierte Anpassung der Natur. Im Zahnschmelz ist Eisenoxid eingelagert, das den Zahn besonders stark und scharf macht.

Dass wir Biber überhaupt wieder in unserer Umgebung entdecken können, ist eine absolute Erfolgsgeschichte im Artenschutz. Im 19. Jahrhundert waren Biber aufgrund jagdlicher Bemühungen fast in ganz Deutschland ausgerottet. Erst durch Unterschutzstellung und Auswilderungen im 20. Jahrhundert konnten sich die großen Nager wieder in der Landschaft ausbreiten.

Durch ihre Aktivitäten schaffen Biber nicht nur für sich selbst passende Lebensbedingungen. Es entstehen strukturreiche Feuchtbiotope mit Totholz, die z.B. für Amphibien, Vögel und Insekten wertvolle Lebensräume bieten. Biber sorgen somit für ein wenig Wildnis in unserer sonst stark beanspruchten Kulturlandschaft. Allerdings kollidiert das Wirken der Tiere immer wieder mit unseren menschlichen Nutzungsansprüchen. In solchen Konfliktfällen bemühen sich ehrenamtliche Biberberater und Biberbeauftragte der Naturschutzbehörden, Lösungen zu finden.