Empfindliche Spezialisten

Bunt blühende Felsvegetation

Die zart rosa bis kräftig pink leuchtenden Blüten fallen in der ansonsten vom Grau der Felsen geprägten Umgebung sofort ins Auge: Passend zu Pfingsten stehen die Pfingst-Nelken im Oberen Donautal in voller Blüte. Es sind nicht nur wahre Schönheiten, sondern echte Überlebenskünstler, die sich perfekt an das Leben auf den Felsen angepasst haben.

Das ist auch notwendig, denn bei den hier vorherrschenden Bedingungen können die meisten Pflanzen nicht bestehen. Im Gegensatz zu anderen Standorten findet sich an Felsen kaum Erde, die Halt für Wurzeln bieten, Wasser speichern und Nährstoffe bereitstellen könnte. Im Sommer steigen die Temperaturen auf der Felsoberfläche auf bis zu 70° C und an eisigen Frosttagen im Winter bietet der karge Fels kaum Schutz.

Deswegen kommen an den Felsen besonders angepasste Spezialisten vor. Wie die Pfingst-Nelke sind diese oft selten, in ihrem Bestand gefährdet und daher besonders geschützt. Die Felsvegetation im Donautal weist außerdem besonders viele Reliktarten, wie z.B. das Kugelschötchen, auf. Dabei handelt es sich um Pflanzen, die hier ein isoliertes Vorkommen abseits ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes besitzen. „Relikt“ deswegen, da diese Arten im Donautal Überbleibsel vergangener Eiszeiten sind. Damals wurden Pflanzen aus dem Alpenraum von Gletschern verdrängt und wanderten bis zu uns in die zur damaligen Zeit vorherrschende baumfreie Tundrenlandschaft. Nach der Eiszeit entstanden hier vielerorts Wälder und die alpinen Arten konnten sich nur an den weiterhin waldfreien Felsen halten.

Um trotz der extremen Bedingungen am Fels überleben zu können, setzen Pflanzen auf unterschiedliche Überlebensstrategien. Pfingst-Nelken haben beispielsweise kleine, sehr schmale Blätter, die mit einer Wachsschicht überzogen sind. Durch diese wird die Verdunstung niedrig gehalten und die Pflanze ist besser gegen Austrocknung geschützt. Andere Pflanzen, wie z.B. verschiedene Mauerpfeffer-Arten, besitzen in ihren fleischigen Blättern ein Wasserspeichergewebe ähnlich dem der Kakteen. Das Berg-Steinkraut hingegen setzt auf besonders lange Wurzeln. Die Pflanze selbst wird nur bis 25 cm hoch, die Wurzeln sind aber bis zu 90 cm lang, um möglichst viel Wasser erreichen zu können.

Zwar ist die Felsvegetation perfekt an ihren Lebensraum angepasst, viele der Pflanzen sind aber sehr trittempfindlich und verschwinden, wenn die Flächen regelmäßig begangen werden. Deshalb zählen Felsen zu den gesetzlich geschützten Biotopen. Sie dürfen abseits ausgewiesener Aussichtspunkte nicht betreten werden. Wer die besondere Pflanzenvielfalt der Felsen kennen lernen will, kann dies auch ohne den Lebensraum zu gefährden. Im „Irndorfer Felsengarten“ kann man z.B. rund 100 Pflanzenarten entdecken, ohne dass sensible Bereiche betreten werden müssen.

 

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