Sehnsüchtig haben wir darauf gewartet. Die kalten, trüben Wintertage sind vorbei, Sonnenstrahlen wärmen unsere Haut und endlich sind die ersten Blumen des Jahres da: zarte lila Leberblümchen, weiß strahlende Märzenbecher, gelb leuchtender Huflattich und viele weitere Frühblüher erfreuen in diesen Tagen unser Gemüt.
Kaum werden im Frühjahr die Tage länger und wärmer, beginnt bei vielen Pflanzen die Wachstumsphase. Gerade in unseren Laubwäldern kann man dabei gut beobachten, wie von Tag zu Tag mehr bunte Flecken in der ansonsten noch braunen und kargen Umgebung auftauchen. Kein Wunder, denn hier ist Eile gefragt: die kleinen, krautigen Pflanzen am Boden des Waldes müssen die Gunst der Stunde nutzen, in der das Sonnenlicht direkt bis zu ihnen auf den Waldboden gelangt. Nur wenige Wochen bleiben, bevor die Bäume austreiben und ein dichtes Blätterdach den Waldboden beschatten wird. Dann ist die Zeit der Frühblüher bereits wieder vorbei.
Doch wie ist es Leberblümchen, Märzenbecher und Co. möglich, so schnell zu starten? Die Grundlagen dafür wurden bereits im Vorjahr geschaffen. Denn die Pflanzen haben sich bestens vorbereitet und im vergangenen Frühjahr Energiereserven in Wurzeln, Knollen oder Zwiebeln gespeichert. Während für andere Pflanzen die Sonnenenergie für die Ausbildung einer Blüte so früh im Jahr noch nicht ausreicht, nutzen die Frühblüher ihre zuvor angelegten Reserven, um möglichst schnell zu wachsen und zur Blüte zu kommen.
Für viele Insekten sind die Frühblüher dabei von großer Bedeutung. Obwohl manche von ihnen, wie z. B. Märzenbecher, nur vergleichsweise wenig Nektar und Pollen produzieren, sind sie eine wichtige Nahrungsrundlage für Bienen und Schmetterlinge. Schlicht und einfach deshalb, weil es so früh im Jahr kaum andere Nahrungsquellen gibt. Gerade verschiedene Wildbienenarten sind schon bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt unterwegs. Da kommen die Frühblüher für eine Stärkung gerade recht.
Und auch für Ameisen sind viele Frühblüher interessant. Denn manche der Pflanzen, wie beispielswiese Leberblümchen und Lerchensporn, bilden an ihren Samen Anhängsel aus Fett und Zucker aus. Diese sind bei den Ameisen als Nahrungsquelle heiß begehrt. Sie werden von den Ameisen gesammelt und so gelangen die Samen mit den Fettanhängseln ins Ameisennest. Gefressen werden jedoch nur die Anhängsel, der Samen selbst bleibt unversehrt, wodurch sich die Pflanze verbreiten kann. Eine absolute Win-Win-Situation.