Zwei unterschiedliche Leben

Libellen - Schillernden Flugkünstler

Lange haben wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, doch in den nächsten Wochen erscheinen sie nach und nach wieder auf der Bildfläche: Libellen. Entlang von Gewässern fallen uns die faszinierenden Flugkünstler bei ihren geschickten Manövern dann sofort ins Auge. Bei diesem Anblick fällt es schwer zu glauben, dass das Leben der Libellen zunächst ganz anders beginnt – nämlich im Wasser.

Libellen legen ihre Eier im Wasser ab, entweder frei, an Steine oder an Pflanzen. Aus den Eiern entwickelt sich eine im Wasser lebende Larve, die mit dem Aussehen der fliegenden Insekten nur sehr wenig zu tun hat. Die Larven ernähren sich räuberisch von anderen Gewässertierchen wie z.B. Mückenlarven. Um diese zu erbeuten, sind die Mundwerkzeuge der Larven zu einer Fangmaske ausgebildet. Die Atmung funktioniert je nach Art über den Darm oder über Kiemenblättchen, die sich als Anhängsel am Körperende befinden.

Die Larven besitzen wie für Insekten typisch ein Außenskelett aus Chitin und müssen sich im Laufe ihrer Entwicklung daher mehrfach häuten, um zu wachsen. Auf diese Weise verbringen Libellen einige Monate oder sogar bis zu 5 Jahre im Wasser. Zum Abschluss der Entwicklung klettern die Larven an einem Pflanzenstängel aus dem Wasser empor und vollziehen ihre letzte Häutung. Aus der Larvenhülle schlüpft dann die komplett entwickelte Libelle, die ihre Flügel entfaltet und sich nach einer kurzen Trocknungszeit in die Lüfte schwingt. Nur die leere Larvenhülle, die sogenannte Exuvie, verbleibt als Zeuge des Larvenlebens an den Pflanzenstängeln.

Doch nicht alles ändert sich bei dieser Verwandlung, auch die ausgewachsenen Libellen ernähren sich räuberisch von anderen Insekten. Ihre gewandten Flugkünste machen sie nun zu gefürchteten Jägern. Ihrem Blick entgeht dabei so schnell nichts: die einen Großteil des Kopfes bedeckenden Facettenaugen setzen sich aus bis zu 30.000 Einzelaugen zusammen und ermöglichen eine optimale Orientierung und Verfolgung der Beute.

Die wichtigste Aufgabe der flugfähigen Libelle ist die Fortpflanzung. Schon bald beginnt daher die Partnersuche. Die Paarung findet in der Luft statt und gestaltet sich spektakulär. Männchen und Weibchen klammern sich aneinander, verbiegen ihre Körper und bilden das typische Paarungsrad. Anschließend macht sich das Weibchen auf die Suche nach einem passenden Eiablageort. Nachdem das Fortbestehen ihrer Art nun in die Wege geleitet wurde, geht das Leben der ausgewachsenen Libelle dem Ende zu.

Libellen haben übrigens selbst die Dinosaurier überlebt. Es gibt sie schon seit über 300 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Damals waren sie sogar noch beeindruckender als heute: Fossilienfunde belegen Libellen mit Spannweiten von über 70 cm. Bis heute hält sich zudem der Irrglaube, dass Libellen stechen können. Das ist allerdings nicht der Fall. Im Gegenteil: durch ihr Jagdverhalten halten sie uns sogar Stechmücken vom Leib.

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