Unterschätzte Vielfalt

Wildbienen

Hätten Sie es gewusst? Über 550 verschiedene Bienenarten gibt es in Deutschland. Doch wenn wir im Alltag von Bienen reden, dreht es sich meist nur um die eine: die Honigbiene. Dabei ist die Vielfalt an Wildbienen von enormer Bedeutung für unsere Ökosysteme.

Die Wildbienen könnten dabei kaum unterschiedlicher sein. Das Spektrum reicht von 3 mm Winzlingen wie der Sand-Steppenbiene bis hin zur 3 cm großen Blauen Holzbiene. Im Gegensatz zur Honigbiene leben die meisten Wildbienenarten solitär, d. h. nicht in einem großen Volk, sondern als Einzelgänger. Ein Bienenweibchen legt ohne die Hilfe von Artgenossen ein Nest an, in dem sich der Nachwuchs entwickelt. Dabei wird pro abgelegtem Ei eine eigene Brutzelle in mühlevoller Arbeit errichtet und mit einem Nahrungsvorrat aus Pollen und Nektar ausgestattet. Diese Lebensweise hat auch für uns Menschen einen angenehmen Vorteil: solitär lebende Wildbienen verteidigen ihre Nester nicht, weshalb sie sich ohne die Gefahr von Stichen beobachten lassen.

Viele Wildbienen sind absolute Feinschmecker. Sie haben sich auf eine oder wenige Pflanzenarten spezialisiert, die sie als Nahrungsgrundlage benötigen. Fehlt diese Pflanze, so kann die Art nicht vorkommen. Manche Arten sind auch bei der Errichtung ihrer Brutzellen wählerisch. So hat die Garten-Wollbiene ihren Namen nicht von ungefähr: Sie kleidet die Brutzellen mit wolligen Pflanzenhaaren aus, die beispielsweise von Stängeln des Wollziests abgeschabt werden. Zusätzlich wird das Drüsensekret von z.B. Habichtskraut gesammelt, um die Wollverkleidung zu imprägnieren. Ganz schön fürsorglich, so eine kleine Biene.

Allen Wildbienen gemein ist ihre unschätzbare Bedeutung für die Bestäubung von Pflanzen. Auch die weniger spezialisierten Wildbienenarten unterscheiden sich in ihrer Bestäubungsweise und bevorzugen z.B. unterschiedliche Kronenbereiche. Je mehr verschiedene Arten beteiligt sind, desto besser ist daher der Bestäubungserfolg. Dies zeigt sich auch im zeitigen Frühjahr zur Obstbaumblüte. Während Honigbienen erst bei Temperaturen über 10 °C richtig aktiv werden, sind viele Wildbienen auch an kühlen Tagen unterwegs und sorgen so dafür, dass wir im Sommer und Herbst reichlich Früchte ernten können. Übrigens gehören auch Hummeln zu den Wildbienen. Sie sind im Frühjahr meist die ersten Vertreter, die uns ins Auge fallen.

Es lohnt sich also, unsere Wildbienen zu unterstützen. Die bekannteste Möglichkeit ist das Anbieten von Nistgelegenheiten in Form von umgangssprachlichen Insektenhotels. Vor allem Bohrlöcher in Laubholz und angebotene Schilf- oder Bambusröhrchen werden tatsächlich gerne angenommen. Allerdings lassen sich damit nur bestimmte Arten fördern, die meisten Wildbienen nisten im Boden.

Noch wichtiger ist daher die Schaffung von Nahrungsquellen. Wer in seinem Garten oder auf dem Balkon ein Blühangebot aus heimischen, möglichst mehrjährigen Pflanzen schafft und auch die ein oder andere „wilde Ecke“ zulässt, kann vieles bewirken.

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