Flauschige Schönheit

Die Gewöhnliche Küchenschelle

Leuchtend violette Blütenglocken, auffallend gelbe Staubblätter im Innern und eine starke, flaumige Behaarung – die Gewöhnliche Küchenschelle ist eine absolute Schönheit unter unseren heimischen Blütenpflanzen. Dank ihres unverwechselbaren Äußeren lässt sie sich auf den ersten Blick erkennen.

Auch wenn es nahe liegt, der Name „Küchenschelle“ leitet sich nicht von „Küche“ ab, sondern bezieht sich auf eine kleine Kuh – also ein „Kühchen“. Im Laufe der Zeit hat sich dies zu „Küchen“ verkürzt. Schelle rührt von der glockenförmigen Gestalt der Blüte, die den Glocken ähnelt, die Kühe um die Hälse tragen. Das erklärt auch, warum die Pflanze synonym als „Kuhschelle“ bekannt ist.

Die Blüte ist nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Insekten sehr attraktiv: Hummeln, Bienen und Ameisen bedienen sich gerne am Nektar- und Pollenangebot der zeitig im Jahr blühenden Küchenschellen. Auch nach der Blüte ist die Küchenschelle wunderhübsch anzusehen. Die Fruchtstände der Pflanze sind äußerst attraktiv. Ist die Küchenschelle zur Blüte nur wenige Zentimeter groß, wächst der Stängel bis zur Samenreife deutlich weiter. An jedem Nussfrüchtchen entwickelt sich ein zottiger Federschweif, so dass der Fruchtstand aussieht, wie eine federige Kugel. Die Samen können über den Wind verbreitet werden, oder bleiben im Fell vorbeistreifender Tiere hängen.

Küchenschellen kommen nicht in gewöhnlichen Wiesen vor. Sie brauchen ganz besondere Standorte mit sonnig-trockenen Bedingungen und nährstoffarmem, flachgründigem Boden. Sie wachsen auf Trocken- und Halbtrockenrasen, wie sie bei uns im Bereich der Felsen oder z.B. in Wacholderheiden vorkommen. An diesen Lebensraum mit extremen Bedingungen ist die Pflanze besonders angepasst. Die starke, weiße Behaarung reflektiert die Sonnenstrahlung und schützt die Küchenschelle so vor großer Hitze und hoher Verdunstung, gleichzeitig aber auch vor eisigem Wind und Frost. Obwohl die Küchenschelle eher klein ist, reichen ihre Wurzeln bis über einen Meter in die Tiefe, um möglichst viel des spärlich vorhandenen Nährstoff- und Wasserangebots aufzunehmen.

Im Bereich des Donautals und auf der Schwäbischen Alb kann man Küchenschellen vergleichsweise häufig entdecken. Doch insgesamt betrachtet kommt die Pflanze selten vor. Die Lebensräume der Küchenschelle sind oft gefährdet. Sowohl Düngung, intensivierte Nutzung und hohe Trittbelastung als auch die völlige Nutzungsaufgabe mit darauffolgender Verbuschung ändern die Standortsbedingungen und führen zum Verschwinden der Küchenschellen. Daher wird die Pflanze auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft und steht unter Naturschutz. Küchenschellen dürfen in der Natur nicht gepflückt oder ausgegraben werden. Wer die hübsche Pflanze in seinen Garten integrieren will, hat trotzdem die Möglichkeit: Küchenschellen sind in vielen Gärtnereien erhältlich.