Wer aufmerksam in der Natur unterwegs ist und dabei ein besonderes Augenmerk auf Baumstämme richtet, kann einen gefiederten Kletterkünstler entdecken: den Kleiber. Zwar handelt es sich nicht unbedingt um einen großen Vogel, nichtsdestotrotz ist der Kleiber auffällig und nahezu unverkennbar.
Das liegt an unterschiedlichen Aspekten. Der emsige Vogel hat ein markantes Aussehen. Die gedrungene Körperform mit verhältnismäßig kurzem Schwanz und langem, spitzen Schnabel verraten den Kleiber schon von Weitem. Auffälligstes Merkmal der Färbung ist ein langer, schwarzer Gesichtsstreifen, der vom Schnabel bis weit über das Auge reicht. Die Oberseite des Vogels ist blaugrau gefärbt, die Unterseite rotbraun. Auch durch seine Bewegungsweise ist der Kleiber gut zu erkennen. Mit Vorliebe turnt der Vogel an Baumstämmen und Ästen entlang. Im Gegensatz zu Spechten und Baumläufern ist der Kleiber aber auch gerne kopfüber am Stamm hinunter unterwegs.
Umgangssprachlich werden Kleiber auch als Spechtmeisen bezeichnet. Der Name leitet sich aus der meisenartigen Gestalt einerseits und dem spechtähnlichen Verhalten in Kombination mit dem langen Schnabel andererseits ab. Kleiber suchen wie Spechte gerne Nahrung an Baumstämmen. Mit Vorliebe machen sie hier Jagd auf Insekten und deren Larven sowie andere Krabbeltiere. Kopfüber kommt der Kleiber dabei besonders gut an Beute, die sich hinter abstehender Rinde versteckt hat. Aber nicht nur tierische Nahrung steht auf dem Speiseplan. Auch Sämereien wie Ahorn- oder Hainbuchensamen sowie Haselnüsse und Bucheckern spielen eine bedeutende Rolle, besonders im Herbst und Winter. Um die schwer zu knackenden Nüsse zu bearbeiten, werden diese in Ritzen festgeklemmt und dann mit dem Schnabel aufgehackt. Dabei werden auch Vorratsstellen für schlechte Zeiten angelegt.
Zurzeit sind Kleiber meist eifrig mit dem Nestbau beschäftigt. Die flinken Vögel sind Höhlenbrüter, können allerdings selbst keine eigenen Höhlen anlegen. Sie sind daher auf alte Spechthöhlen oder Fäulnishöhlen in Bäumen angewiesen. Dabei werden möglichst hoch gelegene Höhlen mit einem kleinen Einflugloch bevorzugt. Ist das Einflugloch zu groß, wird es einfach passend gemacht. Hierzu wird der Höhleneingang mit Lehmklümpchen verklebt, die am Rand des Eingangs festgeklopft werden. Daher stammt auch der Name „Kleiber“, der sich direkt von „kleben“ ableitet. Auf diese Weise sollen größere Nistkonkurrenten oder gar Nesträuber abgehalten werden. Meist gegen Mitte April werden etwa 6-8 Eier gelegt, die bis zum Schlupf der Nestlinge etwas über zwei Wochen bebrütet werden.
Am wohlsten fühlen sich Kleiber in Laub- und Mischwäldern mit einer großen Zahl alter Bäume. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, eine passende Bruthöhle zu finden, besonders hoch. Aber auch Parks und Gärten dienen ihnen als Lebensraum, sofern ausreichend Nist- und Nahrungsmöglichkeiten vorhanden sind. Wenn nicht genügend Baumhöhlen zur Verfügung stehen, können Kleiber mit Nistkästen unterstützt werden.