Wertvolle Insektennahrung

Weidenkätzchen

Sie sind wohl unsere flauschigsten Frühjahrsboten: Weidenkätzchen. Noch bevor die meisten Blümchen ihre Köpfe aus der Erde strecken und die Blätter an den Bäumen erscheinen, lassen sich die ersten Kätzchen an Weiden entdecken. Diese sind nicht nur für uns Menschen hübsch anzusehen, sie sind auch von großer ökologischer Bedeutung.

Bei Weidenkätzchen handelt es sich um nichts anderes als die Blüten von Weiden. Der Begriff „Weide“ bezeichnet eine ganze Gattung mit weltweit über 400 verschiedenen Weiden-Arten. Der bei uns wohl bekannteste Vertreter ist die Salweide. Viele Weiden bevorzugen feuchtere Standorte und lassen sich deswegen häufig in Gewässernähe finden. Im Vergleich zu anderen Baumarten wie Buchen oder Linden sind Weiden eher kurzlebig, wachsen dafür aber sehr schnell.

Weiden gehören zu den zweihäusigen Pflanzen. Das bedeutet, dass es sowohl weibliche als auch männliche Exemplare gibt. Es können daher nicht beide Blütentypen an derselben Weide wachsen. Sind die Weidenblüten jung, sehen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Kätzchen weiß und flauschig aus. Entwickeln sich die Blüten weiter, erscheinen die männlichen Blüten leuchtend gelb, die weiblichen bleiben hingegen eher unscheinbar weiß-grün.

Das Besondere an Weidenblüten ist, dass sie schon sehr früh im Jahr erscheinen, wenn sonstige Nektar- und Pollenquellen noch rar gesät sind. Daher sind sie von großer Bedeutung für früh im Jahr fliegende Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Einige Schmetterlinge wie der Kleine Fuchs überwintern nämlich als ausgewachsener Falter und werden schon an den ersten warmen Tagen aktiv. Diese können an Weidenkätzchen ihre über den Winter erschöpften Energiereserven auffüllen. Auch bei Wildbienen sind Weidenkätzchen sehr begehrt und für Honigbienen sind sie die erste Trachtpflanze im Jahr. Doch nicht nur zu Beginn des Frühlings sorgen Weidenkätzchen für gute Nahrungsaussichten. Unterschiedliche Weiden-Arten blühen zeitlich versetzt, so dass über einen längeren Zeitraum für ein reichliches Nahrungsangebot gesorgt ist.

Aber auch nach der Blütezeit sind Weiden ein absoluter Gewinn für die Tierwelt. Die Salweide ist eine der wichtigsten Pflanzen für unsere heimischen Schmetterlinge. Viele Schmetterlingsarten legen ihre Eier an Salweiden ab. Die Blätter dienen den schlüpfenden Raupen als Nahrungsgrundlage. Zu diesen Schmetterlingen gehören z. B. das Abendpfauenauge und der Trauermantel.

Weidenkätzchen erfreuen sich nicht nur bei Insekten großer Beliebtheit. Auch wir Menschen nutzen sie gerne als frühlingshafte Dekoration. Besondere Bedeutung haben sie vielerorts als „Palmkätzchen“ in der Osterzeit. Doch da Weidenkätzchen einen großen ökologischen Wert haben, sollte darauf verzichtet werden, diese aus der Natur zu entnehmen. Wer die Möglichkeit hat, kann stattdessen eine Weide in seinem Garten pflanzen. Dort sehen die Kätzchen ebenfalls sehr schmuckhaft aus und können gleichzeitig ihre wichtige ökologische Funktion erfüllen.