Besondere Form der Kulturlandschaft

Wacholderheide

Wanderschäferin mit HerdeQuelle: Haus der Natur Beuron

Wacholderheiden sind eine ganz besondere Form der Kulturlandschaft und zugleich einer der artenreichsten Lebensräume Europas. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten finden hier ein Zuhause. Doch am engsten mit der Wacholderheide verbunden sind Schafe. Denn erst durch Beweidung ist dieser besondere Lebensraum entstanden.

Die Schäferei wurde auf der Schwäbischen Alb als sogenannte Wanderschäferei betrieben. Im Sommerhalbjahr wurden die Schafe vor allem auf steile, ansonsten nicht landwirtschaftlich nutzbare Flächen der Alb getrieben. Dabei handelte es sich um von Natur aus magere und trockene Standorte. Durch die Beweidung fand ein weiterer Nährstoffentzug statt, weshalb sich hier viele seltene, konkurrenzschwache Pflanzenarten ausbreiten konnten, die speziell an den Nährstoffmangel angepasst sind.
Zusätzlich führte der selektive Verbiss der Schafe dazu, dass sich bestimmte Pflanzen, die  verschmäht wurden, anreicherten. Hierzu gehörte auch der stachelige Wacholder. Es entstanden die charakteristischen Wacholderheiden der Schwäbischen Alb: beweidete Kalkmagerrasen mit lockerstehenden Wacholderbüschen.

Wacholderheiden sind aufgrund ihrer offenen Struktur vor allem für lichtliebende Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung. Sie bieten wertvolle Habitate für Insekten wie Schmetterlinge, Heuschrecken und Käfer, darunter viele gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten wie z.B. die Ödlandschrecke. Auch viele Vogelarten finden hier einen geeigneten Lebensraum, wie Heidelerche, Neuntöter, Raubwürger und Braunkehlchen.

Nur Pflanzen, die von den Schafen nicht gefressen werden, haben eine Chance, auf der Wacholderheide zu bestehen. Diese haben ganz unterschiedliche Strategien entwickelt, um Verbiss zu entgehen:

  • Mechanische Abwehr durch Dornen, Stacheln oder Nadeln, wie z.B. Wacholder, Silberdistel und Dorniger Hauhechel
  • Bittere Inhaltsstoffe z.B. bei verschiedenen Enzianarten wie Kreuzenzian
  • Ätherische Öle: hierauf zählen Feld-Thymian und Gewöhnlicher Dost
  • Gift: damit schützen sich Küchenschelle und Zypressen-Wolfsmilch
  • Flacher, rosettenartiger Wuchs, durch den die Pflanzen schwer zu erreichen sind, wie z.B. Gewöhnliches Katzenpfötchen, Kleiner Wiesenknopf
  • Vermehrung durch unterirdische Ausläufer, wie z.B. Kleine Bibernelle

Der Gemeine Wacholder, von dem die Wacholderheiden ihren Namen haben, ist eine sehr konkurrenzschwache Baumart. Natürlich kommt er ohne Wirkung des Menschen fast nur auf Extremstandorten wie Felsen und in trockenen Wäldern vor.

Der Strauch verliert auch im Winter seine Nadeln nicht. Er wächst oft buschig mit mehreren Stämmen und wird meist nur wenige Meter hoch.  Der Wacholder wächst sehr langsam, kann allerdings über 500 Jahre alt werden.

Aus den Blüten des Wacholders entwickeln sich kleine, kugelige, bläuliche Wacholderbeeren. Genau genommen handelt es sich bei diesen allerdings um Zapfen! Sie brauchen 3 Jahre, bis sie reif sind und werden gerne in der Küche sowie für die Herstellung alkoholischer Getränke eingesetzt. Das Holz des Wacholders wird vorwiegend zum Drechseln und Schnitzen verwendet.


Wacholderheiden sind durch eine lange, traditionelle Nutzung entstanden. Die mühsame Beweidung dieser mageren Flächen lohnt sich in der heutigen Landwirtschaft kaum noch. Viele der Flächen werden daher aufgegeben, sie verbuschen und wachsen zu. Dadurch verlieren sie aber ihren hohen Wert als Lebensraum. Innerhalb des letzten Jahrhunderts haben die Flächen um mehr als die Hälfte abgenommen.
Teilweise wurden Wacholderheiden gezielt aufgeforstet, um dort Wald entstehen zu lassen. Teilweise wurde auch durch Düngereinsatz versucht, die Produktivität der Flächen zu erhöhen.

Damit Wacholderheiden weiterhin ein attraktiver Lebensraum bleiben, müssen sie regelmäßig beweidet werden. Die Beweidung ist aber oft nur noch durch Subventionen kostendeckend möglich. Hinzu kommt, dass es an Schafen fehlt. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Betrieben, die Schafe halten, deutlich zurückgegangen.

Hat die Verbuschung auf einer Wacholderheide bereits eingesetzt, können Schafe der Sukzession nicht mehr alleine entgegenwirken. Sie fressen Büsche und Bäume nur in geringem Umfang. Hier helfen nur Ziegen oder eine mechanische Pflege weiter.

Wo Flächen nicht mehr beweidet werden, wird oft versucht, die Wacholderheiden durch Mähen vor der Verbuschung zu schützen. Im Gegensatz zu den Schafen gehen Freischneider und Co. allerdings nicht selektiv vor, wodurch das Bild der Wacholderheide gewandelt wird.


Wacholderheiden sind sowohl nach FFH-Richtlinie als auch nach Bundesnaturschutzgesetz geschützt (§30 BNatSchG). Vielfach wurden zu ihrem Schutz zusätzlich Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Dies allein bewahrt die Wacholderheiden aber nicht vor dem Problem der Verbuschung. Auf lange Sicht können Wacholderheiden nur durch Wanderschäferei erhalten werden. Um die Schäfer zu unterstützen, ist neben finanzieller Förderung der Aufbau einer regionalen Vermarktungsstruktur sinnvoll, die Wacholderheide- und Schafprodukte bewirbt.

So will  z.B. die  „Initiative Beuroner Filz“  dazu beitragen, den Schäfern im Naturpark einen fairen Preis für ihre Wolle anzubieten. Mit dem Kauf entsprechender Produkte, können auch Sie zum Erhalt der Wacholderheiden beitragen.


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