Paradiese in Mitten unserer Landschaft

Seen

Naturschutzgebiet Sauldorfer SeenQuelle: Haus der Natur Beuron

Nicht nur wir Menschen freuen uns an heißen Sommertagen über Baggerseen – viele der von Menschen geschaffenen Seen sind zu perfekten Lebensräumen für Pflanzen und Tiere geworden. Insbesondere für Wasservögel und andere, oft auch gefährdete Vogelarten, sind sie kleine Paradiese in Mitten unserer Landschaft.

Besonders beeindruckend im Naturpark sind die Sauldorfer Baggerseen und der Zielfinger See. Hier handelt es sich um so wertvolle Lebensräume, dass jeweils Naturschutzgebiete ausgewiesen wurden.

Mit etwas Glück kann man an solchen Baggerseen Haubentaucher, Zwergtaucher, verschiedene Enten, Eisvogel und sogar Silberreiher beobachten. Und auch Zugvögel nutzen sie gerne, um auf ihrer weiten Reise bei einer Rast neue Kräfte zu sammeln.

Die Seen haben allerdings weit mehr zu bieten als Wasser! Die Kombination aus verschiedenen Kleinbiotopen wie freien Wasserflächen, flachen Uferbereichen, Röhrichten, feuchten Wiesen, Ufergehölzen, Kiesbereichen aber auch trockeneren Böschungen sind ein enorm vielfältiger Lebensraum. Tiere wie Amphibien, Libellen, Fische, aber auch Insekten wie z.B. Schmetterlingen fühlen sich hier wohl.

In Deutschland leben 21 verschiedene Amphibienarten wie Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch und Co. Diese sind eng an den Lebensraum Wasser geknüpft, zumindest zu gewissen Zeiten. Denn die Amphibien vollziehen im Laufe ihres Lebens eine Metamorphose, das heißt sie verändern ihre Gestalt wie z.B. von der Kaulquappe zum Frosch. Mit dieser Verwandlung wechseln sie meist auch ihren Lebensraum vom Wasser ans Land.

Erwachsene Amphibien ernähren sich überwiegend von Insekten und tragen so zur Bekämpfung von Schädlingen bei. Und auch sie selbst sind Nahrungsgrundlage vieler Arten wie z.B. Störche und daher von großer ökologischer Bedeutung.

Alle Amphibienarten Deutschlands sind nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Trotzdem sind viele der Arten in ihrem Bestand gefährdet. Ursache hierfür ist vor allem die Zerstörung und Veränderung ihrer Lebensräume. Viele Kleingewässer, Gräben und sonstige geeigneten Lebensräume wurden verfüllt oder sind der Bebauung zum Opfer gefallen. Die intensive Landwirtschaft mit großem Mähgeräten und Einsatz von Pestiziden schafft für Amphibien ungeeignete Landschaften und kostet viele Individuen das Leben. Häufig sind die Lebensräume der Amphibien durch Straßen zerschnitten, weswegen bei ihren Wanderungen unzählige Amphibien dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.


Zwischen der freien Wasserfläche und dem Land findet sich an Seen oft ein ganz besonderer Lebensraum: das Röhricht. Hier wachsen Schilf, Rohrkolben, Binsen und andere Arten in einem breiten Gürtel. Zwar kommen nur relativ wenige Pflanzenarten in diesem Bereich vor, für viele Tierarten sind Röhrichte aber ein sehr wertvoller Lebensraum.

Vor allem Vogelarten wie Haubentaucher, Bekassine, Zwergtaucher, Rallen und verschiedene Rohrsängerarten treten hier auf. Hinzu kommen verschiedenste Amphibien und sogar Reptilien wie die Ringelnatter, die mit Vorliebe im Wasser auf Jagd geht. Und natürlich auch viele kleine Lebewesen wie Libellen, Fliegen, Käfer, Schnecken und Spinnen finden hier einen passenden Platz zum Leben. Und Unterwasser, zwischen den Pflanzenstängeln, bieten sich für verschiedene Fischarten perfekte Laichmöglichkeiten.

Zusätzlich ist das Röhricht für die Wasserqualität von großer Bedeutung. Es ist eine Art natürliche Kläranlage und trägt zur Reinigung des Wassers bei.


Die Sauldorfer Baggerseen bestehen aus fünf Weihern, die durch Kiesabbau entstanden sind, aber seit knapp 30 Jahren nicht mehr genutzt werden. Deswegen konnte sich hier durch Sukzession ein faszinierender Lebensraum herausbilden.

Da sich die Seen in unmittelbarer Nähe zur Talaue der Ablach befinden, bieten sie besonders vielen bedrohten Vogelarten einen perfekten Lebensraum. Dies gilt nicht nur für heimische Arten wie Graureiher und Kiebitz, sondern auch für Zugvögel auf Durchreise, die die Seen als Rastplatz nutzen. Auf Durchzug schauen auch Großer Brachvogel sowie viele andere Limikolen vorbei.

Manche der Seen besitzen flache Kiesinseln, die als wertvoller Lebensraum für besondere Arten wie den Flussregenpfeifer dienen. Andere wiederum beherbergen in Abschnitten dichte Rohrkolben-Röhrichte, die viele Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten bieten.

Insgesamt wurden im Naturschutzgebiet Sauldorfer Baggerseen schon über 140 Vogelarten nachgewiesen, davon 33 Arten der Roten Liste. Aber auch viele Amphibien, die alle besonders geschützt sind, sind hier vorhanden, z.B. Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch und Gelbbauchunke. Hinzu kommen acht verschiedene Libellenarten.

Um die besondere Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, darf an diesen Seen z.B. nicht gebadet, gelagert und nur bedingt geangelt werden.


Der Zielfinger See befindet sich nordöstlich von Krauchenwies. Dort wurde bis 1973 Kies gewonnen, wodurch mehrere Baggerseen entstanden sind, die sich im Laufe der Zeit zu einem wertvollen Biotop entwickelt haben. Einer der größeren Seen wurde wegen seiner besonderen Bedeutung als Brut- und Rastfläche für viele gefährdete Vogelarten als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Neben Gehölzstrukturen in Teilen des Uferbereiches gibt es auch Verlandungszonen mit Röhrichtbeständen, die als wichtige Brutbereiche fungieren sowie offene Flächen für Kiesbrüter.

Arten wie der bunte Eisvogel sowie Flussschwalben, Flussregenpfeifer, Kolbenente oder Haubentaucher sind hier anzutreffen. Als Überwinterungsgäste treten zum Beispiel Rohrdommel, Bekassine und Zwergschnepfe auf. Des Weiteren bietet der See Amphibien, Libellen und einer Vielzahl an Wasserinsekten ein Zuhause.

Die Krauchenwieser Baggerseen sind auch als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Es wurden hier bereits 270 Vogelarten nachgewiesen.


Viele Baggerseen sind vor allem durch eine zunehmende Erholungsnutzung durch Menschen gefährdet, die hier gerne wandern, angeln, bootfahren und baden. Denn viele der Tierarten, die hier vorkommen, sind besonders empfindlich gegenüber Störungen. Bei zu viel Trubel am See verliert dieser deutlich an Qualität als Lebensraum. Die Tiere sind permanentem Stress ausgesetzt, was sich insbesondere in der Brutzeit drastisch auswirkt.

Um die Störungen zu reduzieren, werden Baggerseen oft teilweise oder ganz als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auch Sie können dazu beitragen, diesen wertvollen Lebensraum auf Dauer zu erhalten, wenn Sie die entsprechenden Schutzverordnungen respektieren. Diese untersagen es zum Beispiel, in den Gebieten die Wege zu verlassen oder im See zu baden. Nur so fühlen sich die Arten hier weiterhin wohl.

Aber nicht nur der Mensch stellt eine Gefährdung dar: auch einzelne Kleinbiotope der Baggerseen sind bedroht. Offene Kiesflächen dienen besonderen Vogelarten wie Flussregenpfeifer als Brutplatz. Da die Kiesflächen durch Sukzession aber verbuschen würden, werden Pflegemaßnahmen durchgeführt, um diese dauerhaft offen zu halten. In anderen Bereichen kann die Sukzession allerdings ungestört ablaufen.


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